Mo 30. Mai 2022, 19:37
O-oh, jetzt wird es kontrovers, wenn nicht sogar provokativ. (Naja, ok, das ist dann doch eher "read-bait"
)
Denn was mir immer am zuverlässigsten Klarträume beschert hat, war der bewusste Bruch mit einem psychologischen Quasi-Dogma:
Dass Motivation nur etwas taugt, wenn sie intrinisch ist, also von der Sache, für die man motiviert sein möchte, selbst ausgeht.
Etwa im Sinne von: "Ich möchte unbedingt klarträumen, weil das so lustig/euphorisierend/befriedigend/heilsam/erleuchtend/whatever ist."
Alles schön und gut, aber was macht man dann, wenn das alles nichts nützt, d.h. wenn man trotzdem keine Klarträume bekommt, obwohl man sie (anscheinend) unbedingt haben will?
Vielleicht sollte man sich dann besser Gedanken darüber machen, ob der Wunsch nach Klarträumen wirklich der Gesamtheit seiner Persönlichkeit entspricht. Man liest ja von erfolglosen Möchtegern-Klarträumer:innen gerne: "Ich will ja klarträumen, aber mein Unterbewusstsein hindert mich daran." Dieses Modell "Bewusstsein vs. Unbewusstes" halte ich für viel zu platt. Lieber betrachte ich meine Persönlichkeit als ein Konglomerat (nur im Idealfall auch mal als Team) von höchst unterschiedlichen, oft gegensätzlichen Anteilen. Und jeder dieser Anteile hat gelegentlich auch das Heft in der Hand und bestimmt unser bewusstes Handeln. Pauschal-Modelle für derlei Persönlichkeitsanteile stellen z.B. das "innere Kind" oder der "innere Schweinehund" dar – auch noch ziemlich platt, aber zumindest schon eine Stufe besser als als "B vs.UB"; und viel nützlicher, wenn es ums Klarträumen geht.
Wer mir persönlich am besten zu Klarträumen verhilft, ist der von mir hier so genannte "innere Hedonist".
Dich im Traum daran erinnern, dass du gerade träumst, könnte im Prinzip vermutlich jeder Persönlichkeitsanteil. Aber der innere Hedonist ist halt am einfachsten zu bestechen. Darauf fußt nun meine
Belohnungs-TaktikSieht folgendermaßen aus: Genau dann, wenn ich einen Klarheits-Erfolg verbuchen kann, gönne ich mir etwas, das ich mir sonst nie gönnen würde. Letzterer Punkt ist ganz entscheidend, denn sonst wäre es ja de facto eine Bestrafung und würde innerlich vermutlich nur Trotz auslösen.
Idealerweise wählt man eine Belohnung, die sich relativ zur Größe des Klarheits-Erfolges staffeln lässt, so dass sie Raum für Steigerung lässt.
Bei mir früher sah das z.B. folgendermaßen aus mit dem Belohnungs-Medium "Aldi-Schokolade", die als einzeln entnehmbare Täfelchen verpackt war:
- Typ DILD -> 1 Täfelchen
- Typ WILD -> 2 Täfelchen
- Vorhaben erinnert -> +1 Täfelchen
- Vorhaben erfolgreich umgesetzt -> +1 Täfelchen
- Dauer gefühlt > 5 min -> + 1 Täfelchen
Maximal, d.h. nach einem WILD, der über 5 min dauerte und in dem ich mich mindestens an ein geplantes Vorhaben erinnerte und es erfolgreich umsetzte, durfte ich also nach Adam Riese am nächsten Tag 5 Täfelchen Schokolade mampfen
Diese Technik funktionierte so gut, dass irgendwann mein innerer Fitness-Enthusiast Einspruch erhob und verlangte: "Überleg dir gefälligst eine andere Belohnung! Denn sooo toll ist klarträumen nun auch wieder nicht, dass es wert wäre, dafür fett zu werden"
Aber die Crux ist halt die:
Belohnungen haben es ja so an sich, dass sie sich mindestens im Übermaß auf die eine oder andere Weise negativ auswirken würden. Daher würde ich diese Technik auch nicht uneingeschränkt als Dauer-Patentrezept empfehlen wollen. Allerdings denke ich nicht, dass etwas dagegen spräche, sie immer wieder gelegentlich als kurzzeitiger Booster einzusetzen.
[Edit:] Und als bislang erfolgloser Anfänger könnte man die Minimal-Belohnung auch durchaus schon für "prä-" oder "semi-luzid" in Anspruch nehmen, denke ich.